südwärts

Wir sind unterwegs, südwärts!, 2.500 km liegen hinter uns, bald sind wir in Málaga und fahren dann an der Miittelmeerküste entlang nach Tarifa - vor die Tore Afrikas! Wir fahren durch Regen, hellstes Licht, über Berge, durch Schluchten und die Malerei rollt! Eindrücke über Eindrücke treiben mich an und füllen meine neuen, eben gekauften Skizzenbücher.

6.11. Salamanca

Wir sind auf dem Weg nach Salamanca. Ich brauche eine Fahrradgeschäft. Ein Mann kommt auf uns zu, fragt und hilft uns den Laden zu finden. Er ist Mitglied einer Cooperation, die gebrauchte Fahrräder wieder flott macht und dann Migrantinnen zur Verfügung stellt. Er schenkt uns auch zwei neongelbe Westen, mit denen wir jetzt noch mehr auffallen. Im Laufe der weiteren Reise treffen wir Leute, die uns schon da und dort gesehen haben. Von der Atlantikküste klettern wir an grau und braun leuchtenden Felsbrocken auf 1000 Meter, auf die spanische Hochebene. Und wer ist in Gedanken immer bei uns? Das ist Don Quichotte, Sancho Pansa und Rosinante. Es ist quasi ihr Gebiet und heute hätten sie einen harten Kampf, statt Windmühlen ständen ihnen Horizontlinien von modernen, silbergrauen Windrädern entgegen. 


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Wir treffen Arne, der sich uns 3 Tage vor Salamanca mit seinem ungarischen Hirtenhund im Anhänger anschliesst. In einer Karawane rollen wir jetzt auf Salamanca zu.


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Das Gelände fällt sanft ab und wir sind auf Augenhöhe mit den Wolken.  Das Fell des Hirtenhundes flattert, die Ketten schnurren, dunkelbraune Felder grenzen an blauen Himmel, ganze Felder blühen gelb und wir vorbei, vorbei, ein Bauer grüsst von seinem Traktor, wir grüssen zurück und singen!


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Die Leute freuen sich uns zu sehen, Lastwagen hupen, Autofahrerinnen winken und recken die Daumen in die Höhe. Einen Augenblick sehen wir uns wie als Vorboten einer wieder offeneren Zeit. Es scheint den Leuten Mut zu machen, dass wir unterwegs sind und manchmal fühlt es sich seltsam an, dass wir unterwegs sind und sie dürfen ihre Provinz nicht verlassen.



Bars und Restaurants müssen um 18.00 Uhr schliessen. Hotels, die ein eigenes Restaurant haben dürfen ihren Gästen in einem bestimmten Zeitraum etwas zum Essen anbieten. In Constantina, 70 km vor Sevilla, gehen wir in einem unterirdischen Gang ins Hotel und sitzen dann in einem riesigen Raum. Wir sind die einzigen Gäste.



Ein Foto aus dem Senegal wünscht sich der Wirt aus Salamanca. Wir verdanken ihm Adressen und Tipps und eine wunderbare Zeit.




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Und immer wieder die Herzlichkeit, die uns wärmt. Wir haben uns verfahren, Komoot reagiert nicht, weil das Netz zu schwach ist, auf der Karte finden wir keinen weiterführenden Weg, wir sind mitten in einem Feuchtgebiet und hunderte von Kranichen und Störche über uns. Wir fahren in ein ausgestorbenes Dorf, eine Strasse heisst Santa Fe und so sieht es hier auch aus. Sehr einsam. Wir kommen an einem weissen Innenhof vorbei, indem eine Gruppe von Leuten steht. Sofort gibt es Fragen, dann Kaffee, unsere Wasserflaschen füllen sich und Mandarinen werden für uns vom Baum gepflückt. Was geschieht hier? Wir sind überwältigt von der selbstverständlichen Freundlichkeit, die uns ins Haus einlädt, um miteinander zu sprechen. 


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Wir fragen drei junge Bauern, die gerade einen Traktor in der Garage verstauen, ob wir auf ihrem Grund zelten können. Zuerst grüssen sie uns, eine kraftvolle und einladende Begrüssung. Natürlich, hombre, was für eine Frage, können wir bei ihnen zelten. Dann ist alles leicht und am Morgen waschen wir uns mit dem Frost auf dem Anhänger. 

Eine Pension. Aber geschlossen. Ein junger Mann kommt über den menschenleeren Platz und bietet uns seine Hilfe an, später fährt er uns mit dem Auto voraus und schaut, dass wir das Hotel auch finden. Ähnliches passiert uns in Sevilla, wo uns ein Taxifahrer voraus fährt und uns die richtige Strasse zeigt. 


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Zelten im Dunklen, aber wir haben drei Lampen und ab 19.00 Uhr ist Lichterparty mit Malen.


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Wo wir auch halten, in jeder kleinsten Nebenstrasse, kaum stehen wir, kommt bestimmt irgend ein Auto oder hunderte von Schafen mit ihrem Hirten, einem Esel und Hirtenhunden.


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Heute setze ich mich hin und lege mir extra kleine Pinsel zurecht, die mir beim Farbauftrag mehr Zeit geben sollen. Ich beginne langsam, schaue dem dünnen Pinsel zu, wie er eine Linie fährt, so als ob ich mich beim Malen beobachten oder als ob ich mich ausruhen könnte. Schon wird es wieder schneller, gestisch und impulsiv. Die schnelle Bewegung ist das Ausdrucksmittel des Impulses. Die Geste weiss nicht, wo es hingeht, achtet nicht auf den Rand, über den sie fährt oder das Material, was sie manchmal zerreisst. Sie ist das Gegenteil einer Konzeption oder eines Gedankens. Ich schätze die Geste, denn da bin ich in Zwiesprache mit allem, was Motiv werden will und für wirklich sehr kurze Zeit ohne Beurteilung. 



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Auch in Sevilla schliessen die Bars und Restaurants um 18.00. Wir sehen und hören die Leute lachen und singen schon um 17.00. Alle geben Vollgas!

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Achim Schroeteler