Frankreich

Für alle die das noch nicht wissen. Ich habe den Preis FEMS der Fondation Sandoz für Malerei 2020 gewonnen. Ich freue mich riesig. Die Stiftung zeichnete mein Projekt Malen ohne Geländer. Das Erfahren der Welt aus. Ich schicke mich mit meinem Projekt malend auf die Reise: Von Luzern nach Dakar/Senegal. Am 5. Oktober bin ich mit Ursula Hildebrand gestartet. Wir sind jetzt für 7 Monate unterwegs. Im 3-Wochen Rhythmus möchte ich euch von unserer Tour erzählen.

Chères amies que nous avons déjà rencontreés, nous vous saluons et vous souhaitons de bons jours.

7.10. Fribourg

-  Wohin fahrt ihr?

- Nach Dakar, Senegal 

- Lachen!

10.10. Bissans

Zelten bei Nieselregen und 6°. Von der Vornacht ist das Zelt noch nass. Alles was wir anfassen ist kalt. Am Morgen lege ich die Hände um den Gasbrenner, sehe im Dunkeln die blaue Flamme und geniesse die Wärme.

17.10. (auf dem Weg nach Montluçon)

Wir fahren auf einer Strasse, die wegen einer Umleitung zu Hauptstrecke nach Paris geworden ist. Jetzt rollen die Lastwagen. Am Anfang freue ich mich noch über den Windschub, den jeder Lastwagen mir gibt, auch wenn ich aufpassen muss, dass ich mit dem Anhänger nicht ständig in die Wiese fahre, aber dann plötzlich haben wir genug und biegen bei der nächsten Möglichkeit ab. Die Stille ist riesig, mir pfeifen die Ohren. Es ist 17.00 Uhr und die Suche nach einem Zeltplatz beginnt. Bis zur Dämmerung um 18.30 Uhr haben wir noch viel Zeit. Wir suchen, suchen und suchen, alle Wiesen und kleinen Seen sind abgesperrt und die Hunde bellen. Wir danken den starken Zäunen, die sie zurück halten. Wir landen auf einer kleinen Seitenstrasse, auf der uns zwei Hunde entgegenkommen. Zwei sehr freundliche Hunde. Eine Frau kommt heraus, drei Männer schauen aus dem Fenster und uns kommt die Szene vor wie im Märchen, die Hexe mit den drei Männern, die sie gleich fressen wird, aber die Hunde wedeln um uns herum und die Gesichter wechseln vom genauen Beobachtungston in freundliches Interesse. Die Frau, die jetzt keine Hexe mehr ist, weist uns den Weg und wir finden einen Campingplatz, der aber leider geschlossen ist. Weiter geht die Suche und schliesslich landen wir wieder an der Höllenstrasse auf der die Lastwagen rollen. Egal, jetzt ist es dunkel, den nächsten Platz nehmen wir und landen im Unterholz, direkt an der Strasse unter einer Eiche Ausgezogen, um aus dem Lärm zukommen, landen wir direkt in ihm. Hei Prost!

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Am nächsten Tag wird eine sehr viel kleinere Strasse zum Atelier - bis das nächste Auto kommt.

18.10.

St. Priest

Nach zwei Wochen Regen, Wind und Nebel zum ersten Mal Sonne und die sternenklarste Nacht. Wir wundern uns über die kalten Schlafsäcke und bemerken am Morgen den Rauhreif neben uns. Ab jetzt fahren wir südlich in Richtung Lascaux Höhlen.

19.10.

Aubisson, Teppichwebereimuseum. Wir stehen vor gewebten Teppichen, die meterweit von der Decke herabhängen. Ich bin überwältigt, was für eine unglaubliche Arbeit so eine Webarbeit ist und bin erschlagen von der Präzision des Handwerks. Fäden spinnen, Fäden färben, die Webstuhlbespannung einrichten und dann die flinken Spinnenhände der Weber“innen. Wie viele Arbeitsschritte sind notwendig, um ein Motiv umzusetzen (la rivière au bord de l‘eau, Olivier Notellet).

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Ich habe zuerst gedacht, dass ich vor einer Plastikfolie stehe, aber das ist alles Webarbeit (blau, Marie Sirgue).

1. Zeichen/Malphase; Die Dinge

Die Dinge führen mich zum Staunen, zur Bewunderung, zur Hingabe dessen, was mich umgibt. Dieser Zustand spottet jeder Waffe, ist weder Habgier noch Ausbeutung und wäre der Grundstein, auf dem ich eine Utopie des Zusammenlebens aufbauen wollte.

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Der Himmel ist eigentlich immer da, entweder er liegt auf den Dingen oder er bricht durch die Objekte und verursacht Transparenz.

Von der Enge aus dem Jura fliegen wir mit über 50 km/h in die Weite.

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Achim Schroeteler