Kollektiv Spargut, Zeichenaktion, FH Campus Wien, 2019, Anschauungen der Konsequenzen von Sparwut und Sparmanie, 10' Portraits direkt auf die Wände

Das Künstler*innenkollektiv «Spargut» aus der Zentralschweiz demonstriert in ihrer gesellschaftskritischen und auf Missstände hinweisenden Arts-based Research-«Aktion», welche Veränderungen „Sparen“ bewirkt und macht dies unmittelbar erlebbar. Ausgangspunkt ist das Sparen auf politischer Ebene, das besonders die Bereiche Bildung, Soziales, Kultur und Gesundheit betrifft. Die Rhetorik dazu ist stets dieselbe und auch die politische Vorgehensweise. Die Interventionen der Künstler*innen sollen die Betroffenheit einzelner, die aus den Sparübungen resultiert, aufzeigen und aus der Betroffenheit des Einzelnen die Betroffenheit Vieler veranschaulichen. Andererseits hat sich das Kollektiv vorgenommen, die Systematik zu enttarnen und tut dies mit Methoden der künstlerischen Forschung. 

  

An der FH Campus Wien setzten Thomas Aregger und Achim Schroeteler in der dreitägigen Aktion ihre Forschung fort und applizierten als ersten Schritt Kernaussagen zur Methodologie des Sparens als eine Art These. Vorübergehende wurden interviewt und porträtiert sowie markante Schlagworte notiert. Mit Bleistift – direkt an die Ausstellungswände. Anschließend wurden die Methoden des Sparens umgehend zur Anwendung gebracht, indem die Porträts bspw. teilweise wegradiert oder Gesichtspartien a priori ausgelassen wurden. Auf diese Weise entstanden Anschauungen der Konsequenzen von Sparwut und Sparmanie. Besonderes Schwergewicht bekommt das Kunstwerk des Kollektiv «Spargut» dadurch, dass die Wände beim Ausstellungsabbau 2020 gestrichen werden müssen und mit dem Ausmalen auch das «Sparkunstwerk» gänzlich und unwiederbringlich verschwindet. Metaphorisch wird damit die Methode des sprichwörtlichen «zu Tode Sparens» als die letzte Konsequenz der Sparrhetorik tatsächlich vollzogen. 

 

Statements

Sparen deckt Wertigkeiten auf

Nicht in allen Bereichen wird gleich stark gespart, so verwundert es, dass in Berufsfeldern mit hohem Bezug zum Menschen, beispielsweise in der Betreuung alter Menschen oder im Berufsfeld der Hebammen massiv gekürzt wurde und wird. Es scheint, als sei der Dienst am Menschen aus dem Fokus gerückt.

Sparen macht Angst

Ob in der Schweiz oder in Österreich. Wo gekürzt wird, wachsen vergleichbare Unsicherheiten: Gut ausgebildet, aber reicht das, wenn Personal eingespart wird? Wird der Arbeitsvertrag verlängert, wenn Ausgaben optimiert werden?

Vorgehen

Die zehnminütige Interviewzeit wurde genutzt um die Befragten direkt auf die Wand zu zeichnen. Die Interviews zum Thema Sparen waren konzentrierte Gespräche. Das Zeichnen direkt auf die Wände wurde als lebendige und kritische Raumgestaltung wahrgenommen. 

Weitere Sätze an den Wänden:

Sparen macht kurzsichtig / Gekürzte Seele / Gespartes wächst nicht nach /Sparen nimmt Gestaltungs(t)räume / Sparen verändert /Sparen manifestiert Macht/ Sparen gibt weniger Töne 

Karin Mairitsch